08 Feb Ist Krieg?
Morddrohungen an Ärzte. Wüste Beschimpfungen. Angstmacherei. Unversöhnliche Fronten überall. Und Durchhalteparolen, wie in den schlechtesten Kriegszeiten – so, als wäre der „Endsieg“ über die Pandemie national zu erreichen! Die Hatz nach den Schuldigen der Pandemie, nach den Fehlern, den Ungereimtheiten ist in vollem Gange. Und jeder weiß es besser, ist doch der eigene Bauchnabel Zentrum des gesamten Universums. „Quer-Denken“ ist in. Geduld ist out.
Mit auferlegten Einschränkungen lebt es sich nicht gut. Jeder fiebert der Aufhebung dieser Beschränkungen entgegen. Aber wozu? Um dort weitermachen zu können, wo wir gezwungen waren aufzuhören? Um dann so intensiv als möglich das angeblich Versäumte nachzuholen? Um das bisher Gewohnte noch übertreffen zu können? Das eigene Zuhause scheint für viele wie ein Gefängnis zu sein, aus dem auszubrechen die Lösung verspricht. Wirkliches Umdenken ist nicht in Sicht.
Die Seelenkundigen sprechen davon, dass es ein wesentliches Ziel im Leben ist, bei sich, in sich selbst wirklich Heimat zu finden. Erwachsensein heißt, die eigenen Stärken und die eigenen Schwächen zu kennen, um mit ihnen umgehen zu können. Das kann dazu führen, dass andere Sichtweisen und andere reflektierte Meinungen auch gültig sind. Wenn es gelingt erwachsen zu sein, kann ich mich mit fremden Ansichten auseinandersetzen, ohne zu drohen, ohne zuzuschlagen.
In der Bibel werden die dunklen Seiten von uns Menschen mit dem Begriff des „Dämon“ umschrieben. Diese inneren Widersacher, die ungeliebten, die verletzten Seiten in uns selbst, verhindern, dass wir gut mit uns selbst und gut mit anderen leben. Wer sich selbst nicht annehmen kann, braucht Feinde im Außen und hat letztlich keine Chance, in sich selbst zuhause zu sein.
Im Evangelium des Sonntags kommt Jesus zu Simon nach Hause. Simons Schwiegermutter fiebert. Wonach sie fiebert, wird nicht erzählt, aber sehr genau, was der Mann aus Nazareth macht. In seinem Tun bricht er Regeln. Er geht zu ihr hin. Er berührt sie. Und er richtet sie auf. Und die Frau kann in ihren Alltag verändert zurück.
Für Menschen, die an die Auferstehung Jesu glauben, ist es ein mögliches Programm, um äußere und innere Kriegszustände aufzuheben. Wir sind eingeladen die Kriegsregeln des Egoismus, der Angst, der Rechthaberei auf zu brechen, um aufeinander zugehen zu können.
Wir dürfen uns trauen, hinzugehen, wo Trauer eingezogen ist; sei es, weil ein Angehöriger in diesen dunklen Zeiten gestorben ist, sei es, weil die Lebensumstände unerträglich geworden sind. Wir können geduldig zuhören. Wir können mitempfinden. Wir können einfach Da-Sein. Wir können versuchen zu verstehen und wir dürfen berühren und aufrichten, sei es durch ein Telefonat, durch einen Brief oder durch die Einladung zu einem Spaziergang. Und, es sei erinnert, durch ein fürbittendes Gebet.
Krisen verändern immer und die allumfassende Patentlösung gibt es nicht. Wir haben aber das Handwerkszeug, um trotz aller Einschränkungen, gelassen und konstruktiv nach Wegen zu suchen, die zum friedlichen Miteinander führen.