Selbstfürsorge in Zeiten der Pandemie für NFS und KiS

Selbstfürsorge in Zeiten der Pandemie für NFS und KiS

Und wieder hat sich das Blatt gewendet. Die Maßnahmen, die in dieser Pandemiezeit getroffen worden sind, sind sicher diskutabel. Wenn ich das Potpourri der Meinungen, die auf unterschiedlichsten Kanälen abgesondert werden, betrachte und mir zu Gemüte führe, dann wird mir schwindlig ob der Unterschiedlichkeit der professionellen „Ratgeber*innen“.

Ich für mich halte es mit dem Spruch von Erich Fried: „Es ist, wie es ist….“ und suche als Seelsorger, in meinem sehr begrenzten Bereich, die Möglichkeiten und Freiräume, die vorhanden sind, für die Seelen der Menschen und für meine eigene Sorge zu tragen.

Erlaubt mir bitte, uns alle daran zu erinnern, was wir als Fachleute für schwer belastete Situationen den Menschen immer wieder erzählen.

Unsicherheit bringt unser Stammhirn in Wallung. Orientierungslosigkeit erzeugt Furcht und auch Angst. Niemand weiß wirklich, was die richtigen Schritte oder Maßnahmen sind, um eine völlig unsichtbare Bedrohung, einen unsichtbaren Feind zu neutralisieren.

Die Nervensysteme, sowohl die individuellen als auch die gesellschaftlichen, sind in hoher Erregung. Und was passiert dann? Wir wissen es: das Stammhirn übernimmt für weite Teile die Regentschaft. Kampf, Flucht, Ohnmacht!

  • Die einen rebellieren, demonstrieren, um ihre Angst kundzutun und sie zu besänftigen.
  • Die anderen flüchten, schotten sich ab, nehmen lieber gar nicht(s) wahr.
  • Und sehr viele fühlen sich den Geschehnissen ausgeliefert, genau der Zustand, der für uns Menschen kaum auszuhalten ist.

Wir kennen diese Zustände, wenn wir Menschen nach einer existentiell bedrohlichen Situation, z.B. plötzlicher Tod, begleiten. Diese Zeit jetzt wird von vielen, ob zu Recht oder Unrecht, als existentiell bedrohlich wahrgenommen. Und das zählt. Und wir alle sind auf unterschiedliche Weise Betroffene und wir wissen, dass in solchen Zeiten, die Menschen und deren Systeme oft völlig ver-rückt, herausgerückt, reagieren.

Aber/Und:

Wir sind geübte Stabilisatoren, Stabilisatorinnen! Und diese Stabilisierung darf/muss/soll bei uns selbst beginnen.

Was erzählen wir in unseren Begleitungen den Menschen? Wovon bin ich selbst überzeugt und sage es mir auch selbst?

Wie wäre es damit?

  • Was würde geschehen, wenn Du Dich zuerst einmal selbst wahrnehmen könntest? Wo und wie würdest Du Dich selbst freundlich/gut/ausgeglichen… spüren? Lass Dir Zeit dazu. Langsamer ist wesentlich schneller!
  • Was würde passieren, wenn die inneren Antreiber*innen, die eigenen Befürchtungen, einen guten und sicheren Platz in mir bekommen würden? Lass Dir Zeit dazu. Langsamer ist wesentlich schneller!
  • Wie wäre es, wenn Du zu Deinen eigenen Kraftquellen gehen würdest? Wie würde sich das auswirken auf Dich und andere? Lass Dir Zeit dazu. Langsamer ist wesentlich schneller!
  • ………….
  • ………….

Und noch einen Stabilisationspunkt erlaube ich mir zu erwähnen.  Es ist ein Satz meines besten Freundes, der mich einmal gefragt hat: „Mit welchen Menschen umgibst Du Dich? Nähren diese Menschen Dich?“

  • Wie wäre es, wenn wir in diesen sog. „Kontaktlosen Zeiten“ auf unterschiedlich kreative Art und Weise Kontakt zu den/dem Menschen suchen würden, die/der uns auch gute Nahrung ist/sind?

Und für jetzt noch eine letzte Erinnerung!

Wir sind nicht nur Fachleute für schwerbelastende Situationen. Wir sind auch überzeugte Christinnen und Christen.

Wie oft habe ich, haben wir gemeinsam schon gesprochen: Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, …….

In diesen Tagen trägt mich dieses Ostergeheimnis der Auferstehung ganz besonders. Das wünsch ich Euch auch.

Liebe Grüße

Dieter



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